Ein neuer Stundenplan!

Ein neuer Stundenplan!

Ein feuchtwarmes Hallo aus Diriamba
– bei 30°C, keinem Lüftchen und 70% Luftfeuchtigkeit.

Ich habe mir heute ein Wetter-App runtergeladen, weil ich wissen wollte wie viel Grad wir haben. Während ich also in meinem Zimmer rumsaß, vor mich hin schmelzend bei gefühlten 1000°C und stahlblauem Himmel, sagt mir die App doch tatsächlich es würde in Diriamba gewittern und aus Strömen regnen. So viel zur Glaubwürdigkeit der Wetter-Apps… die lügen alle! Da muss ich doch wieder anfangen Papa zu schreiben, damit der mir sagt welches Wetter wir am nächsten Tag haben. Schon praktisch, so ein Wetterfrosch in der Familie!

Ich glaube ich habe euch noch gar nicht erzählt, dass wir die T-Shirts der Organisation 1,2,Tree tragen müssen während wir unterrichten. Ich finde das eigentlich aus mehreren Gründen cool:

  • Die Kinder erkennen uns auf der Straße und grüßen uns oft schon von Weitem
  • Man muss sich keine Gedanken darüber machen, was man morgens anzieht
  • Man bekommt beim Einkaufen von Schulmaterial automatisch die Rechnung dazu und muss nicht extra danach fragen

Bei eben genannten Wetterverhältnissen sind weiße Baumwoll-Shirts allerdings nicht zu empfehlen. UNGLAUBLICH warm sozusagen. Aber hey – das ist Jammern auf hohem Niveau, wenn man Bedenkt dass wir Mitte August haben und in Nicaragua eigentlich Regenzeit ist. Also ab jetzt keine Beschwerden mehr über zu gutes Wetter!

Ich habe die letzten Tage ein paar Momente mehr bei meiner Gastfamilie verbracht, das war ganz nett. Wir reden zwar immer noch nicht viel miteinander, aber wünschen uns permanent einen guten Tag. Außerdem habe ich mich noch ein paar Mal mit Gary über die Familie unterhalten, und weiß jetzt sogar tatsächlich wer Kind und Enkel bzw. nur angeheiratet ist, sowie die meisten Namen. Whoop Whoop! Einen super Trick habe ich von der Familie gelernt, den ich allen Müttern von kleinen Kindern/Babies ans Herz legen kann: Hängt eine Hängematte ins Wohnzimmer, legt das Baby rein und eine Spitzendecke drüber, und kommt alle 10 Minuten mal anschaukeln. ZACK, ruhig.

Ein weitere Plus: Mittlerweile habe ich auch zu meinem normalen Schlafrhythmus gefunden. Die ersten vier Tage verliefen ungefähr so:

  • Ich bin um halb drei Nachts aufgewacht, weil die Hähne gekräht haben
  • Dann bin ich um halb vier noch mal aufgewacht, weil jemand aufgestanden ist und das Baby versorgt hat
  • Um fünf bin ich noch mal aufgewacht, weil dann anscheinend der Tag für Antonia und Myriam losgeht
  • Bis halb sechs habe ich dann wachgelegen, bin kurz eingeschlafen und dann um sechs einfach aufgestanden
  • Tagsüber war ich eigentlich ziemlich wach
  • Ab vier Uhr nachmittags dann aber UNGLAUBLICH müde

Heute war der Rhythmus schon viel mehr so, wie ich ihn kenne:

  • Um fünf bin ich von alleine aufgewacht (okay, das ist nicht normal für mich, aber zumindest besser als vorher). Umgedreht, weitergeschlafen.
  • Um 6.30 klingelt der Wecker, ich bin todmüde und will nicht aufstehen
  • Den ganzen Tag bin ich latent müde
  • Nachmittags gibt’s dann nen kleinen Nap
  • Danach bin ich hell wach, bis es sehr spät ist

Ich bin mir nicht ganz sicher welcher Rhythmus besser ist, aber zumindest ist Letzterer der bekannte Teufel.

Der Unterricht klappt mittlerweile um einiges besser, die meisten Klassen sind nicht furchtbar anstrengend und ich schlag mich so durch. Korrigieren und Vorbereiten macht mir aber immer noch mehr Freude als das eigentliche Unterrichten. Spaß macht es außerdem sich zu überlegen was die ganzen Kinder für einen Hintergrund haben und was sie in zehn Jahren wohl so treiben. Mutti, Student, Türsteher – ich bin mir sicher, da ist alles dabei! Die Namen der Schüler sind auch ein ganz besonderes Highlight, gerade beim Korrigieren. Shania, Jeremy und Shirley gibt es hier zuhauf, und meistens hat jedes Kind so 2-3 Vornamen und 2 Nachnamen. Vorzugsweise englische und spanische Vornamen gemixt, wobei wichtig ist dass die englisch klingenden Namen anders geschrieben werden als sie im englischen eigentlich geschrieben werden. Das kann dann schon mal sowas sein wie Shierley Alejandra Rubio Hernandez. Ein Träumchen!

Trotz dem ich mich mit dem Unterricht jetzt etwas besser fühle, wollte ich unbedingt die Klassen 3e und 6d loswerden und generell weniger Kinderklassen unterrichten – und in Absprache mit Gary und Diana hat das auch geklappt. Ich hab einen neuen Stundenplan bekommen. YEAH!!! Der Montag bleibt wie gehabt, Dienstags habe ich nur abends die Erwachsenenklassen und sonst den ganzen Tag Zeit das Material vorzubereiten. Für die Erwachsenenklassen gibt es nämlich noch kein Unterrichtsmaterial, das ist eine meiner neuen Aufgaben. Ich könnte mir vorstellen, dass mir das ziemlich Spaß macht! Außerdem arbeite ich Mittwochs zwei Schulstunden in einem Zentrum, das sich darauf spezialisiert hat Frauen weiterzubilden. Ich habe noch nicht ganz verstanden worum es genau geht, aber ich glaube dort können Frauen hingehen um Jobs im Hotelbereich und Tourismus zu lernen, damit sie auf sich alleine gestellt leben und arbeiten können. In der Hotel- und Tourismus-Branche ist es natürlich von Vorteil Englisch sprechen zu können – und da komme ich dann ins Spiel. Gerade wenn ich den Stand der Frauen in Nicaragua so sehe, finde ich das eine ganz großartige Initiative. Mal sehen, wie das so wird…Frauenpower Ole! Zusammengefasst habe ich jetzt ungefähr die Hälfte der Klassen mit Kindern und die andere Hälfte mit Erwachsenen. Das ist ein Stundenplan, mit dem ich sehr gut leben kann, vor allem weil meine Kinderklassen in Ordnung sind. Meine Stimme und mein Nervenkostüm feiern das gerade mit Limbo im Kreis und nem Cocktail in der Hand! Yippieh – Woche 2 kann kommen!

Als ich gestern zwischen den Unterrichtsstunden nach Hause gekommen bin, standen etwa 10-15 Frauen mit ihren Kindern bei uns im Hof. Etwas verwirrt bin ich reingegangen, wo im Wohnzimmer ganz viele Stühle und einen Altar mit einer großen Maria-Statur und Kerzen aufgebaut waren. Ich habe mir nur kurz mein Buch geschnappt und bin dann durch die wuselnde Menge schnell wieder raus. Während ich dann draußen saß und gelesen habe, haben die Frauen mit den Kindern irgendwelche religiösen Lieder gesungen und gebetet. Nardo, der auch draußen saß, hat mir dann erklärt dass alle Teilnehmer kleine Geschenke (zB Süßigkeiten) bekommen, und diese Treffen neun Mal in verschiedenen Häusern stattfindet. Am 7. oder 9. (sorry, vergessen) Dezember ist dann der letzte Tag & das Ganze ist für die heilige Maria, die in Nicaragua tatsächlich noch öfter anzutreffen ist als Jesus.

Das war jetzt ein verhältnismäßig kurzer Eintrag, dafür wird der nächste vermutlich sehr lang. Wir haben das Wochenende nämlich in Matagalpa und Umgebung verbracht und viele Spannende Dinge erlebt. Dann gibt’s auch wieder viel mehr Bilder, die zum Text passen!

Stay tuned!

Lisbeth

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