… und dem tiefen, weiten Meer.

… und dem tiefen, weiten Meer.

Tag drei auf der wunderschönen Insel Ometepe. Überhaupt, Ometepe klingt schon so exotisch und erinnert mich immer ein bisschen an den Spanischunterricht in der 12 .Klasse, als wir die Azteken mit ihren Zungenbrecher Namen und Gottheiten durchgenommen haben. Wie zum Beispiel Quetzaquatl oder Tenochtitlan. Einen schönen Gruß an dieser Stelle an Timothylopotschli, dem Ometepe und andere diverse nicaraguanische Bezeichnungen bestimmt auch gefallen würden.

Nach einem leckeren Frühstück in unserem Hostel haben wir uns dazu entschieden der Laguna Charco Verde einen Besuch abzustatten. Zum einen ist sie nur ein paar hundert Meter von unserem Hostel entfernt, zum anderen wird sie als eines der Highlights auf Ometepe angepriesen. Also los! Und da Franzi und Alberto jetzt einen Roller zur Verfügung hatten und wir alle etwas wegfaul waren, sollte der Weg mit Roller bzw. Motorrad beschritten werden. Ach was hätte der Tag anders ausgehen können, wenn wir einfach zu Fuß gelaufen wären. Aber wie hat schon der Loddar so schön gesagt? Wäre, wäre, Fahrradkette. Ich hatte euch im letzten Beitrag doch von dem kleinen Matschweg durch den Wald erzählt, den wir zu unserem Hostel hin fahren mussten? Genau den mussten wir natürlich auch wieder zurück fahren, um zur Hauptstraße zu kommen. Und obwohl wir einen strahlendblauen Himmel hatten und der Weg wesentlich weniger matschig und weniger unterwasser und viel besser zu sehen war als noch am Abend davor, habe ich einen Minihügel am Boden nicht gesehen und bin mit dem Vorderrad nicht mittig drüber, sondern seitlich dran gefahren und sehr unglücklich abgerutscht. PLATSCH, da lagen wir schön ausgestreckt auf dem Waldweg. Ernsthaft. Wir sind am Abend zuvor so krasse Wege und Unebenheiten bei furchtbarem Wetter, unübersichtlichen Wegen und sehr eingeschränkter Sicht gefahren, und es ist nichts passiert. Wir mussten so oft in die Eisen gehen oder ausweichen, weil irgendein riesiges Schwein von der Seite auf die Straße galoppiert kam oder eine Kuhherde plötzlich die Richtung gewechselt hat, und es ist nicht passiert. Und dann kommt am helllichten Tag so ein dämlicher Feldweg daher und reißt uns um. Naja, shit happens. Und tatsächlich hatten wir auch Glück im Unglück. Zum einen was den Ort angeht – besser nahe am Hostel als Kilometer entfernt im Nirgendwo. Zum anderen, was die Schrammen angeht: Alex ist (gottseidank) bis auf einen oberflächlichen Kratzer am Bein gar nichts passiert, ich hab mir das Schienbein aufgeschlagen und ein paar Schrammen und blaue Flecken am Ellenbogen und Bein, also auch verhältnismäßig okay. Dora the Explorer (das Motiv auf unseren kindgerechten Helmen) hat das Köpfchen beschützt, und so war der Schock fast schlimmer als die tatsächlich zugezogenen Schrammen. Füße sind auch heile, da ich mich für Turnschuhe statt der ortsüblichen Flipflops entschieden hatte – Ja Mutti, bei dieser Entscheidung war deine Stimme in meinem Ohr und vielen Dank dafür. Nach einer weiteren Dusche (das nimmt langsam überhand hier), einer kurzen Schadensanalyse und ein paar neuen Pflastern haben wir uns dann entschieden zu Fuß zu Charco Verde zu laufen. Stellt euch vor, ich hatte kurz keine Lust mehr aufs Motorrad fahren.

Charco Verde ist ein Naturreservat im Süden der Nordinsel von Ometepe. Es umfasst eine Art kleinen Schmetterlingspark, ein Schmetterlingshaus, einen schönen Wanderweg, eine Lagune und einen – Spoiler: Angeblich – weißen Sandstrand. Das klingt doch nach einem super Tagesausflug!

Nachdem wir das Eintrittsgeld von umgerechnet ca. 4$ (WUCHER!) bezahlt hatten, haben wir uns zunächst auf zum Schmetterlingshaus gemacht. Wer schon oft in so Häusern war findet das bestimmt nicht beeindruckend, aber ich kannte Schmetterlinge bisher nur aus der freien Wildbahn. Fuchsauge und Zitronenfalter und so, unsere Schmetterlinge halt. In dem kleinen Gewächshaus waren aber so unglaublich viele Schmetterlinge auf einmal, wie man sie in der natürlichen Wildbahn niemals sehen würde. Und dazu noch so farbenfrohe…orange, braun, gelb, weiß, schwarz, ein bisschen rot und, als absolutes Highlight, der azurblaue Schmetterling. Wir hatten so einen schon bei unserer Wanderung zum Wasserfall entdeckt, aber leider nur von Weitem. In dem Schmetterlingshaus konnten wir den hübschen Falter dann von Nahem beobachten.

Nach dem Schmetterlingshaus ging es dann durch den Schmetterlingsgarten – ähnliches Prinzip, aber open-air und deshalb weniger Schmetterlinge auf einem Fleck – zum Wanderweg, der um die Lagune führt. Da ich aufgrund der morgendlichen Ereignisse noch etwas humpelnd unterwegs war, haben wir uns für die Anfängerroute entschieden, die einfach nur Rund um die Lagune und weniger weit in den Wald hinein führt.

Ihr habt vielleicht schon gemerkt, dass ich Legenden toll finde und Spaß daran habe mir Legenden über Nicaragua durchzulesen. Auch zur Laguna de Charco Verde gibt es eine spannende Legende, zu der mir zur Abwechslung mal keine europäische Entsprechung eingefallen ist: Die Geschichte des Chico Largo.

Der Chico Largo war ein alter Hexer, der auf einem Berg in der Nähe des Naturreservats Charco Verde lebte. Er hatte einen Pakt mit dem Teufel geschlossen und trieb sein Unwesen auf einsamen Wegen, wo ihn arme und kranke Menschen aufsuchten und ihre Seele im Tausch gegen Heilung oder Geld anboten. Die Seelen nahm der Chico Largo gerne, doch gab er im Austausch nicht die versprochene Heilung oder den Reichtum, sondern verwandelte die Bittsteller stattdessen in Kühe. Nicht nett! Metzger in der Umgebung behaupteten angeblich sogar, dass einige der von ihnen geschlachteten Kühe Goldzähne gehabt haben sollten. Wenn das mal kein Beweis ist? Außerdem gibt es auf dem Grund der Lagune einen Ort der sich El Encanto nennt, und in dem die Seelen der Personen hausen, die Rund um die Lagune Früchte gestohlen oder gewildert haben. Ganz schön unheimlicher Zeitgenosse, der Chico Largo…und heute selbstredend auch noch aktiv. Manchmal kann man ihn in der Dämmerung beim Schwimmen in der Lagune beobachten!

Da wir unsere Wanderung gegen Mittag herum angefangen und weder explizit nach Reichtum oder Heilung gefragt hatten, drohte uns natürlich kein Unheil vom Chico Largo. Ganz im Gegenteil, die Wanderung war eine wunderschöne Waldwanderung mit vielen Eidechsen, einem großen weißen Kranich, einem beeindruckendem Ausblick auf den Vulkan und natürlich auch auf die Lagune, die ebenfalls sehr schön anzusehen war. Eine kleine Enttäuschung war hingegen der angeblich weiße Sandstrand, der weder besonders schön noch besonders weiß war. Ganz im Gegenteil, so wir auf dem Rest der Insel auch war der Sand schwarz – da es sich auch hierbei um ganz feines Vulkangestein handelte. Baden wollten wir hier nicht wirklich, sodass wir uns auf den Rückweg machen. Mit dem ursprünglichen Plan, noch zum Strand und einem anderen Aussichtspunkt zu fahren.

Wie wir am Hostel feststellen mussten haben nicht nur wir, sondern auch das Motorrad ein bisschen was abbekommen. Äußerlich nicht sichtbar, aber offensichtlich innerlich, denn das gute Ding sprang nicht mehr an. Damit war dann auch der Strandausflug nicht mehr machbar, bzw. wir hatten auch keine wirkliche Lust mehr – theoretisch hätte man sich noch ein Taxi mieten können – und wir haben uns stattdessen um ein neues Motorrad gekümmert. Als Entschädigung gab es dann einen wunderschönen Sonnenuntergang und ein gemütliches Ausklingen des Abends bei leckerem Essen.


Da Franzi und Alberto am nächsten morgen auf den Concepcion steigen wollten, mussten sie um 5:30 aufstehen. Der nicaraguanische Wettergott und der Vulkan Concepcion, der übrigens vom Schwierigkeitsgrad noch wesentlich anspruchsvoller sein soll als der Maderas, meinten es sehr gut mit den beiden, denn am Sonntag gab es ausschließlich strahlenden Sonnenschein und keine Tropfen Regen. Schlecht für den eigenen Wasserhaushalt, aber gut für die Wanderung und die Aussicht.

Alex und ich hingegen hatten uns vorgenommen noch etwas von der Sonne mitzunehmen und wollten uns am Strand Santo Domingo niederlassen, der leider kein Strand mehr war. Zu viel Regen hatte den Nicaraguasee dermaßen aufgefüllt, dass das Wasser den ganzen Strand verschlungen hatte. Etwas zickig, diese Insel. Darum sind wir dann wieder zurück nach San Jose gefahren und haben uns in der Nähe des Naturreservats an einen anderen Strand gelegt, bei dem wir mehr Glück hatten.

Schön gebräunt und fern der Heimat haben wir uns dann gegen Mittag wieder auf den Rückweg gemacht. Besondere Vorkommnisse hat es eigentlich nicht gegeben, außer dass wir von einem Taxifahrer ziemlich übers Ohr gehauen wurden. Ich denke, das ist dann eine der tollen Seiten an Diriamba. Dadurch dass es hier so gut wie keine Touristen gibt, wird eben auch bei den Preisen nicht zwischen Einheimischen und Touristen unterschieden. Das ist bei so berühmten Flecken wie zum Beispiel der Isa Ometepe natürlich ein bisschen anders.

Trotz aller Widrigkeiten und dem teilweise nicht sehr gastfreundlichen Wetter wird mir die Insel immer als kleines Paradies mit atemberaubend schöner Natur in Erinnerung bleiben. Und ich hoffe wirklich, dass sie das auch bleibt. Ich habe euch von dem geplanten Nicaragua-Kanal erzählt, der mithilfe von chinesischen Investoren und einer sehr käuflichen nicaraguanischen Regierung als Konkurrenz zum Panamakanal gebaut werden soll? Man möchte den Fluss San Juan verstärken und als Kanalanfang nutzen, der Kanal selbst soll dann durch den Nicaraguasee bis zum Pazifik hin erweitert werden. Die Befürchtung ist dass durch die Verstärkung des San Juan und den zweiten Zugang zum Meer das Ökosystem des Sees gekippt wird und er statt Süßwasser dann ein Salzwasser-See wird, was wiederum katastrophale Auswirkungen auf das umliegende Ökosystem haben soll. Das wäre eine riesen-, riesen-, riesengroße Schande.

Und zu allerletzt, weil mich das auch interessiert hat und der ein oder andere von euch vielleicht auch spannend findet, ein kleiner Erklärbärtext von www.kindernetz.de dazu, wie Vulkane eigentlich entstehen:

Eine Vulkanentstehung beginnt im Inneren der Erde – im so genannten Erdmantel. Dort herrscht nicht nur ein gewaltiger Druck; es ist auch extrem heiß. Die Temperatur im Erdmantel beträgt, je nach Tiefe, etwa zwischen 1500 bis 3000 Grad Celsius. Sobald der Druck und die Hitze groß genug sind, verwandelt sich dort das Gestein in Magma: Es ist jetzt nicht mehr fest, sondern orangerot, glühend und zähflüssig. Der Erdmantel ist wie eine riesige Walze mit heftigen Strömungen. Wo die warmen und die kalten Strömungen zusammenfließen, senkt sich an manchen Stellen die Erdkruste ab, an anderen Stellen hebt sie sich an.

Dabei kann es passieren, dass die Erdkruste an einigen Stellen aufbricht. An diesen Stellen kann sich Magma aus dem Erdinneren einen Weg an die Oberfläche bahnen – ein Vulkan ist geboren! Magma, das an die Erdoberfläche gelangt, wird übrigens Lava genannt. Lava hat eine Temperatur von 1000 bis 1300 Grad Celsius. Nach der Abkühlung erstarrt sie zu grauschwarzem Gestein. Auf diese Weise entstehen Vulkankrater.

Peace Out & bis zum nächsten Mal!

Lisbeth

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